betroffen, übersehen, allein.

Diese fotografische Arbeit zeigt ein Thema, über das oft geschwiegen wird: psychische Krisen. Sie macht sichtbar, welche Spuren sie im Inneren eines Menschen und in seiner Umgebung hinterlassen können.

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die seit vielen Jahren mit psychischen Belastungen lebt – darunter Essstörungen wie Anorexie und Bulimie sowie die Diagnose Borderline. Sie gehört zudem zum autistischen Spektrum – eine Form von Neurodivergenz, die das Erleben, Fühlen und Wahrnehmen stark prägt.

Sie steht stellvertretend für viele andere, die Ähnliches erleben. Besonders junge Frauen sind häufig betroffen. Laut einer Schweizer Gesundheitsbefragung berichtet etwa ein Drittel der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren von psychischen Problemen. Die Tendenz ist steigend.

Die Aufnahmen entstanden im Verlauf einer persönlichen Begleitung und zeigen Situationen, wie sie im Alltag psychisch belasteter und neurodivergenter Menschen vorkommen können – Räume, in denen sich das innere Chaos spiegelt.

Das Porträt spielt mit Identität und Unsichtbarkeit. Eine Maske ersetzt das Gesicht – zwischen Rückzug und dem Wunsch, trotzdem gesehen zu werden. Das zweite Bild dokumentiert den Moment nach einem Zusammenbruch.

Das Verhalten der jungen Frau wird oft missverstanden – etwa als Trotz oder Wut. Doch sie nimmt Gefühle und Reize besonders intensiv wahr. Die ständige Überflutung kann zur Überforderung führen, manchmal bis zum Kontrollverlust. Bei einer Borderline-Erkrankung kommen starke Gefühlsschwankungen und innere Spannungen hinzu – oft bleibt nur der Rückzug.

Diese Arbeit will nicht schockieren. Sie sucht kein Mitleid. Sie erklärt nicht. Sie macht sichtbar, was oft unsichtbar bleibt. Und sie stellt eine Frage:

Was bedeutet es, Teil einer Gesellschaft zu sein, die psychische Erkrankungen und Neurodiversität meist nur dann wahrnimmt, wenn sie stören?

Nicht alle Menschen mit psychischen Erkrankungen oder im autistischen Spektrum erleben solche Situationen. Diese Arbeit zeigt einzelne Einblicke.